Sonntag, 15. Juli 2007

Grob G109B fliegen!

Heute mal wieder "was besonderes": Mit (Flieger-)Kollege Michael fahre ich nach Neuruppin. Dort gibt es ein Segelfluggelände, an dem mehrere Segelflugvereine beheimatet sind. Unter anderem auch der Luftsportclub Berlin West, und der hat -- eine Grob G109B. Wir sind mit Reinhard "Reini" Eichelbaum verabredet, ein Fluglehrer, der mit uns die Einweisungsflüge machen wird.

Neuruppin ist nicht grad um die Ecke, also verabreden wir uns nicht zu früh. Wir kommen - es ist ein Tag mit angesagten 32° Höchsttemperatur - zur besten Mittagshitze an. Im Moment einfach nur verdammt heiß - aber es wird noch Auswirkungen haben...

Wir nehmen die Grob zunächst mal in Augenschein. Ein schöner Vogel - allein die beiden Flügeltüren. Oder die bequemen Sitze oder die kleinen Fenster im Fussraum - schon eine andere Liga als der Falke. Nichts gegen den Falken, aber das hier ist schon eindeutig moderner.

Wir beschliessen, dass ich zuerst fliegen soll, also Sitz anpassen und rein ins Cockpit. Natürlich erstmal ungewohnt, aber sehr übersichtlich und ergonomisch. Eine Eigenheit hat dieses Muster, auf die ich etwas näher eingehen möchte: den Verstellpropeller. Der hat drei Stellungen: Start, Reise und Segelstellung. Um diese Stellungen einzustellen, gibt es zwei Bedienelemente und dazugehörige Prozeduren.

Zunächst die Hebel:
  • Der obere (schwarzer Griff) dient zum Wechsel zwischen Start- und Segelstellung (bzw. Reise- und Segelstellung). Gezogen stellt er den Prop in Segelstellung. Verriegelt wird er dann durch 90° Drehung im Uhrzeigersinn. Entriegelt durch Drehung zurück und Drücken. Dann ist der Prop in Startstellung (auch wenn er vorher in Reisestellung war)! Deswegen gehört das Ziehen auch zum Startcheck dazu - der Prop wird auf diese Art definiert in die Startstellung gebracht.
  • Der untere (roter Griff) ist kein Hebel sondern eine "Strippe", ein Seil. Daran wird beherzt gezogen (etwa 40 cm zum Piloten hin), was je nach Stellung und Drehzahl zwischen Start- und Reisestellung wechselt. Also zu den...
...Prozeduren (aus dem Gedächtnis, muss ich bei Gelegenheit nochmal mit dem Handbuch abgleichen):
  • Zum Start den Prop in Startstellung bringen: Bei stehendem Triebwerk oberen/schwarzen Hebel ziehen und wieder eindrücken.
  • Wechsel von Start- in Reisestellung im Flug: Drehzahl auf 2300 1/min. reduzieren, Geschwindigkeit 120 km/h. Unteren/roten Griff ziehen, wieder loslassen. Vollgasprobe: Wenn bei Vollgas die Drehzahl nicht über 2600 1/min. steigt, hat's geklappt.
  • Wechsel von Reise- in Startstellung (zur Landung): Gashebel Leerlauf, 110 - 120 km/h fliegen, Drehzahl sollte bei 1400 1/min. liegen. Unteren/roten Griff ziehen. Drehzahl sollte um 500 1/min. steigen. Wieder Vollgasprobe: Drehzahl sollte auf ca 3000 1/min. ansteigen. Bei Landung Drehzahl wieder entsprechend anpassen.
Der Einweisungsflug selber war recht unproblematisch, hatte aber auch seine Tücken. Zunächst mal der Start: Der Platz in Neuruppin ist ein Grasplatz der rustikaleren Sorte. Zudem durch den startken Regen der letzten Tage sind die ersten paar 10-Meter der "12" aufgeweicht, also dort nicht starten/landen. Wir orientieren uns am Segelflugstart, der liegt auf der Piste nebenan, und funken entsprechend auch mit "Neuruppin SEGELFLUG". Der Startlauf war schon etwas spooky: Die ersten Meter sind total zäh, die D-KLBW kommt garnicht in Fahrt. Die Startprozedur sieht vor, bei 40 km/h das Heck zu heben, und dann mit 80 km/h komplett abzuheben. Bei unserem Start kommen wohl zwei Faktoren zusammen: Extreeeem schwere (soll heissen: nasse) Piste mit recht hohem Gras, und die sehr hohen Temperaturen. Ich jedenfalls finde, das Ende der Piste kommt zu schnell näher, ohne dass man bei unserer Translationsbewegung von "Fliegen" sprechen könnte. "Schnelles Fahren" trifft es besser. Schnelles Fahren auf ein Hindernis zu, wohlgemerkt. Reini gibt den Hinweis "Jetzt zieh' sie hoch.". Okay, ich ziehe - aber nicht hoch. Weiterhin "schnelles Fahren". Na gut, irgendwann geht es dann doch hoch, aber seeehr gemächlich. Finde ich. Also vom Falken bin ich da anderes gewohnt. Wenn der erstmal den Boden verlassen hat, dann geht's hoch wie im Fahrstuhl. Mit diesem behäbigen GFK-Vogel (immerhin 200 kg schwerer als der Falke, aber mit 87 PS nur 7 PS mehr) steigen wir zwar sicher über die Waldkante, aber auch nicht übertrieben schnell. Zudem meldet Reini ein Problem: Die Öltemperatur ist nach diesem bisschen Steigen (wir sind bei ca. 1000 ft.) schon am gelben Bereich. Sicher auch den hohen Temperaturen geschuldet, aber wohl auch ein generelles Problem der Grob (hat Micha erzählt).

Der Flug führt uns dann nach Kyritz EDBK, dort machen wir drei Platzrunden und ich kann die erstaunlichen Landeeigenschaften der Grob bewundern. Sehr einfach zu landen. Zunächst mal (im Queranflug) den Prop in Landestellung bringen, dann irgendwann im Final die Störklappen ziehen. Anders als beim Falken kommen die hier senkrecht aus der Fläche nach oben. Das hat zur Folge, dass sie durch den Unterdruck auf der Flächenoberseite regelreicht rausgerissen werden. Der Bedienhebel wird entriegelt, indem man ihn über einen Widerstand nach hinten zieht. Dann ist er frei beweglich und wird mit Schwung nach hinten gedrückt, weil - wie gesagt - der Unterdruck die Klappen nach oben zieht. Nicht nur einmal vergesse ich das und jedesmal scheppern die Klappen erstmal voll nach oben. Die Störklappen sind sehr wirksam, man kommt gut damit nach unten. Das eigentlichen Aufsetzen ist - wie ich finde - einfacher als mit dem Falken. Man fängt ab, und die Maschine setzt sich sanft hin. Auch wenn man mal etwas zu hoch abfängt. Der Falke ist da deutlich nervöser.

Nach den Platzrunden in Kyritz geht es dann zurück nach Neuruppin. Auf dem Weg noch eine kleine Stallübung - unproblematisch, die Grob. Das Flugverhalten wird "schwammig", aber sogar mit Querruder (!) kann man noch kontrollieren.

Die Landung in Neuruppin dann nach dem Aufsetzen etwas holprig, was aber am Platz liegt. Der ist - wie schon erwähnt - recht rustikal. Also durchaus das eine oder andere Schlagloch.

Und weil wir Maniacs sind, fahren wir noch nach Bienenfarm um dort noch ein bißchen Cessna zu fliegen. Aber das erzähle ich dann vielleicht ein anderes Mal...

(P.S. Zu blöd: ich hatte das GPS nicht dabei, also keine Tracks und keine schönen Google Earth Bilder.)

Keine Kommentare: